Barbershop

Was hat ein Frisörladen mit Musik zu tun? Um diese Frage zu klären, müssen wir uns in der Geschichte weit zurückbegeben – und zwar zunächst ins England des 17. Jahrhunderts. Dort taucht der Begriff „Barber’s music“ zum ersten Mal auf.

Musik im Frisörsalon

Die englischen Frisöre machten nicht nur die Haare, sondern auch Musik. Während sie auf Kunden zum Rasieren und Frisieren warteten, griffen sie zu ihren Instrumenten und sangen dazu. Und bisweilen sollen auch die Kunden eingestimmt haben.

Ein besonderer Gesangsstil, „Barbershop harmony“ genannt, entwickelte sich daraus erst 200 Jahre später – und zwar in den USA. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren Gesangsensembles, die oft noch von Instrumenten begleitet wurden, ein fester Teil der reisenden Showtruppen.

In den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts knüpften beispielsweise die „Comedian Harmonists“ auch in Deutschland an diese musikalische Tradition an – allerdings nicht mehr im Frisörsalon, sondern nur noch auf der Bühne.

Vier Stimmen, kein Instrument

Barbershop-Gesang ist heute A-cappella-Gesang – das heißt: Man singt ohne Instrumente. Jeder Barbershop-Chor, jedes Barbershop-Quartett singt vierstimmig. Die Stimmen heißen – egal, ob es sich um eine Männer- oder um eine Frauen-Gruppe handelt – gleich, nämlich: Tenor, Lead, Bariton und Bass.

Der Lead singt die Melodie. Das unterscheidet Barbershop-Gesang von vielen anderen Gesangsstilen, in denen die Melodie meist von der höchsten Stimme gesungen wird.

Klangwunder und Show

Doch das alles erklärt noch nicht, warum wir gerade Barbershop singen. Was die Barbershopper in allen Ländern fasziniert, ist – ganz einfach – der Klang ihrer Musik. Die Intervalle werden untemperiert gesungen, dabei werden die Lautstärke und Vokalfärbung unter den vier Stimmen genau abgestimmt. So entsteht ein Klang, der reich an Obertönen ist. Die Barbershopper nennen diese aufregende Klangfülle „expanded sound“.

Hinzu kommt, dass ein Barbershop-Ensemble Lieder nicht nur singt, sondern sie auch präsentiert. Darum singen wir ohne Notenblätter, aber dafür mit viel Mimik und Gestik – bisweilen sogar mit einer ausgefeilten Choreographie.

Weltweite Begeisterung

Diese Kombination aus Klang und Show begeistert Musikliebhaber auf der ganzen Welt. Rund 40.000 Sänger gehören allein dem nordamerikanischen Barbershop-Verband „Barbershop Harmony Society“ der Männer an. Im Frauenverband „Sweet Adelines International“ sind weltweit 27.000 Sängerinnen organisiert.

In Deutschland wurde vor über 20 Jahren mit Barbershop Blend der erste Barbershop-Chor gegründet. Die Frauen vom Niederrhein bekamen mit dem Ersten Kölner Barbershop Chor schon bald männliche Konkurrenz. Mittlerweile zählt BinG!, der Deutsche Verband zur Pflege der Barbershop-Musik, 49 Chöre und Quartette – darunter sind auch einige gemischte Ensembles.