Barberellas im Generalanzeiger
Barberellas proben für Doppelkonzert
Bonn. Der Bonner Barbershop-Chor tritt im Juni mit den Berliner Women in Black in Muffendorf auf. Da heißt es üben, üben, üben.
Der Countdown läuft. Bis zum 24. Juni sind es noch genau 67 Tage, bis die Bonner Barberellas mit den Berliner Women in Black auf der Bühne stehen und nicht im Wettbewerb gegeneinander, sondern freundschaftlich verbunden nach- und miteinander ein Barbershop-Doppelkonzert in Muffendorfs Kleiner Beethovenhalle geben werden. „Wir machen nur wenige Konzerte im Jahr“, sagt Gisela Oerder. „Mindestens ebenso wichtig sind uns allen die regelmäßigen Treffen und das gemeinsame Singen – die Freude am Barbershop.“
Oerder ist eine der Chorsängerinnen der Barberellas, die vor 22 Jahren mit Begeisterung der Idee von Hedwig Brengmann gefolgt sind und zu siebt den ersten Barbershop-Chor in Bonn gründeten. Vier hätten vom Prinzip der Barbershop-Musik her gereicht, das die vier Stimmlagen Tenor, Bariton, Bass und Lead verlangt. „Barbershop ist a cappella pur und bietet dem Sänger wenig Möglichkeit, sich zu verstecken – nicht einmal hinter Notenblättern, denn die sind bei Barbershoppern verpönt“, heißt es beim Barbershop in Germany-Verein (BinG!), dem die Barberellas, wie auch der zweite Bonner Barbershop-Chor The Rhubarbs, mit weiteren 55 Chören aus ganz Deutschland angehören.
Besonderer Chorgesang aus den USA
Ihren Ursprung hat dieser besondere Chorgesang in den USA, wo die Barbershop-Musik längst ein Teil der amerikanischen Kultur geworden ist. Ende des 19. Jahrhunderts müssen die dortigen „Barbershops“, die Friseursalons, noch Orte purer Lebensfreude gewesen sein. Der Geschichte nach soll dort der gesanglich anspruchsvolle vierstimmige Gesang entstanden sein, mit dem sich die Herren damals die Wartezeit vertrieben. Ursprünglich nur von Männerquartetten vorgetragen, ist die bisweilen poppig anmutende Barbershop-Musik heute für viele Sängerinnen eine Alternative zu den ehrwürdigen Kirchen-, Bach- oder Beethovenchören.
So ist es auch Oerder nicht schwer gefallen, vor 22 Jahren von der Bonner Bachgemeinschaft zu den damals noch Local Vocal heißenden Barberellas zu wechseln. Sie hat es nicht bereut. Der jeden Mittwoch stattfindende Probentermin im Kindergarten der Sankt Laurentiusgemeinde in Lessenich ist ihr heilig. „Man muss Barbershop schon sehr ernst nehmen“, sagt Oerder.
Wer den famosen Klang der 37 Sängerinnen unter der Leitung von Susanne Unger-Kügler hört, wird das „Ernstnehmen“ vor allem auf das viele Üben zurückführen. Barbershop folgt dabei relativ rigiden Regeln, was sich bei einem Coaching mit dem New Yorker Barbershop-Experten KJ McAleesejergins zeigte, der auf seiner dreiwöchigen Holland- und Deutschlandtour den Chorsängerinnen mit Leib und Seele, mit Gefühl und präzisem Wissen die Finessen des Barbershop-Gesangs vermittelte.
Da wurde an der Modulation einzelner Silben genauso intensiv gearbeitet wie an dem direkten Ansingen der Töne, die bestenfalls im Obertonbereich münden und insgesamt die vorwärtsdrängende Energie des Barbershop-Sounds spürbar werden lassen. Dass den Barberellas das bereits vorzüglich gelingt, bestätigte ihnen der energiegeladene und gut gelaunte Coach aus dem Mutterland der Barbershop-Musik.